Heute sind wir extra früh aufgestanden und sind dann nach einem kurzen Frühstück auch direkt aufgebrochen. Der Anfang gestaltet sich schwierig, weil einerseits der Verkehr brutal war, andererseits scheint Bukarest auch zum größten Teil aus Ampeln zu bestehen. Das fahren war kein Problem, nur das Fortkommen war schwierig .
Aber schließlich haben wir es geschafft, haben noch kurz getankt und sind dann auf die sehr gut ausgebaute Autobahn A1 gefahren. Die Autobahn braucht sich hinter deutschen Autobahnen nicht zu verstecken, außer, dass hier tatsächlich weniger Verkehr ist.
Man darf 130 fahren und so glitten wir problemlos durch die eher langweilige Landschaft. Rechts und links waren Felder und am Horizont konnte man Hügel erkennen. So ging es über 1 Stunde sehr gemütlich geradeaus. Der Kia lässt sich gut fahren und man sitzt auch wirklich recht gemütlich darin.
Irgendwann aber mussten wir von der Autobahn runter auf eine kleine Landstraße. Hier war konsequent 50 angesagt und so beschränkte ich mich auf 60-70, damit man wenigstens ein bisschen vorankommt.
Video: https://youtu.be/BASClAln6r4?si=EpHEhBvz2rni4CGy
Wir kamen durch kleine Straßendörfer, die alle sehr sauber und ordentlich wirken und passierten ordentliche kleine Dörfer mit ordentlichen kleinen Vorgärten . Hier war etwas mehr Verkehr, aber die meisten hielten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, so wie ich, so dass wir im Strom schwammen.
In Curtea de Arges machten wir einen kurzen Stopp und tankten Kaffee auf.
Sehr kurzfristig habe ich unsere Reiseroute geändert und nun fahren wir über die Transfaragasan . Diese Bergstraße ist sehr bekannt und führt über die Karpaten. Sie ist normalerweise zwischen September und Juli gesperrt, da es auf der Höhe wegen Nebel und Glatteis zu gefährlich ist. Dieses Jahr ist die Straße aber angeblich vor drei Tagen geöffnet worden .
Es gibt Artikel im Internet, die das unterstützen, aber wenn ich die Route auf Google Maps eingebe, führt die App mich anders, weil dort die Straße noch als gesperrt gilt. Die Straße ist recht steil und hat unendlich viele Serpentinen und ist unter anderem auch dafür bekannt, dass oft Bären an die Straße kommen und darauf hoffen, dass Touristen Essbares aus dem Fenster werfen.
Viele Touristen machen das auch oder steigen auch für einen Selfie aus, was aber auch zu einigen Unfällen geführt hat. Wir fuhren einfach mal mutig (auf Risiko wegen der Öffnung) den Berg hoch, wenn das allerdings schief geht, und die Straße gesperrt ist, müssen wir wieder zurück. Time will show.
Die Ortsdurchfahrten war auch wieder durch Staus geprägt, vor allem durch viele große LKWs, die sehr langsam über die vielen Bumper auf der Straße fuhren. Als wir dann aber den Ort verlassen haben, fanden wir ein großes Schild vor auf dem stand „Transfaragasan now open!“
In dem Dorf machten wir dann eine kurze Pause, kauften uns einen Kaffee und gingen in einem großen Supermarkt einkaufen für die nächsten Tage.
Und dann begann das Abenteuer. Anfangs war es noch eine normale Straße, die sich in leichten Kurven durch einen dichten Wald schlängelte. Dann fing es an, leicht bergan zu gehen und die ersten Kurven kamen. Nach weiteren 20 km gab es dann auch keine Seitenstraßen mehr, und man folgte dem Straßenverlauf.
Leider hat es angefangen, leicht zu regnen und am Straßenrand lagen viele Blätter und Blütenreste. Da hieß es, in den Kurven vorsichtig zu sein. Die Straße war ziemlich leer. Ein- zweimal hatte ich vor mir jemanden, der langsamer war als ich und den ich dann an geeigneter Stelle überholen konnte. Ab und zu kamen uns Fahrzeuge entgegen, aber auch nicht zu viele. Darunter circa 60 % Motorräder!
Die Höhenstraße ist mit ihren vielen Kurven ein Paradies für Biker. Aber auch mir machte es einen Höllenspaß mit circa 30-50 km/h den Berg hinauf zu fahren. Kurz darauf kamen wir zu einem kleinen Stausee, wo wir eine kurze Rast ein legten. Wir machten ein paar Bilder und eine Frau, die zu einem deutschen Camper gehörte, fragte uns, ob wir schon Bären gesehen hätten.
Wir verneinten, und sie zeigte bergauf und meinte, man müsse genau hinsehen, weil man manchmal nur ein braunes Bündel am Wegesrand sehe.
Das bedeutete, dass da wirklich Bären an der Straße waren.
Und 5 Minuten später hatten wir Gewissheit!
Ein riesiger dicker Meister Petz lag links am Straßenrand und schaute uns gelangweilt an. Er hob wohl den Kopf, aber zu mehr war er nicht in der Lage. Ein absoluter Genießer!
Video: https://youtube.com/shorts/-brJtXOQREY?si=94yf-zSasuQ26DAs
Und so ging es weiter. Man fuhr einfach, und wenn man schon von weitem hinter einer Kurve sah, dass da jemand mit Warnblinkanlage stand , wusste man: Treffer!
Manchmal waren es einzelne Bären, manchmal aber auch Mütter mit ihren Kindern.
Bei den kleinen Bären kann man es gut nachvollziehen, dass die Rumänen diese früher mit nach Hause genommen haben und dort als Haustier halten wollten.
Die Fahrt ist schwer vorstellbar, wenn man sie nicht selber gemacht hat. Da ist einerseits diese tolle Straße, die in Kurven und Serpentinen durch den Wald geht und andererseits sind da die Bären, die sich zahlreich an der Straße aufgehalten haben. Natürlich war das Fahren anstrengend, weil man auf die Straße und auf die Tiere achten musste und natürlich bewegten wir uns nur langsam fort.
Video: https://youtube.com/shorts/ei-pCMRMLgU?si=9I71myVcepUtvSFp
Als Beispiel: wir sind um 8:00 Uhr aus dem Apartment gegangen und sind kurz vor sechs nachmittags in Sighisoara gewesen. Ein langer und anstrengender Tag!
Als wir die Baumgrenze hinter uns hatten, waren auch keine Bären mehr da. Dafür wurde die Aussicht spektakulärer. Wir erreichten den Lake Balea, und an den Berghängen waren noch viele Schneebretter. Die Temperatur da oben auf über 2000 m war auch bei 10-12° . Dadurch, dass die Straße erst vor zwei Tagen aufgemacht wurde, funktionierte natürlich dort oben die Gastronomie noch überhaupt nicht.
Das Restaurant hatte geschlossen und es gab auch keine Toiletten. Zweiteres wäre schön gewesen! Wir sind ein bisschen spazieren gegangen und haben uns umgesehen und sind dann weiter zum gleichnamigen Wasserfall gefahren. Den haben wir uns allerdings nur von unten angesehen, weil um dorthin zu kommen, muss man circa 3 km sehr steil bergauf eher klettern als gehen. Aber von unten sah er schon beeindruckend aus.
An einem kleinen Imbiss stand erhielten wir den Tipp, dass eventuell in der Gondelstation die Toiletten aufhätten. Wir gingen hin, und fragten ein junges Mädchen, die quasi neben dem Schild: „Toilette nur für Gäste“ stand. Aber wahrscheinlich bekamen wir einen Altersbonus und durften die Waschräume benutzen.
Von da aus ging es mit grandiose Aussicht bergab. Wie fuhren über die irrwitzig Serpentinen und schraubten uns so langsam immer tiefer. Der Wald begann wieder und hörte auch wieder auf und wir kamen in die Ebene. Dort kamen wir durch winzige Dörfer, die alle mehr nach Schweiz aussahen, als nach irgendeinem östlichen Land (in unserer Vorstellung).
Hier sahen wir auch jede Menge Störche in ihren hohen Nestern, die meisten davon mit Jungen. Auf sehr kleinen Straßen, die aber fantastisch zu fahren waren, kamen wir Sighisoara näher.
Insgesamt hat die Fahrerei sehr viel Spaß gemacht, weil einfach unheimlich wenig Fahrzeuge unterwegs waren. Das ganze bei blauem Himmel und immer so zwischen den 12° auf dem Gipfel Und 30° unten in der Ebene. Aber gegen die 30° hatte der Kia eine gute Klimaanlage und so haben wir es sehr genossen.
In dem kleinen Ort Trabold sind wir dann mehr zufällig auf eine recht große Wehrkirche (Transfort) gestoßen. Schon das Dorf wirkte sehr typisch für die Dörfer, die eine Wehrkirche besaßen. Hier sind die einzelnen Gehöfte schon als Verteidigungswall ausgerichtet und haben nach außen immer nur Mauern und ein stabiles Tor .
In der Vergangenheit war das der erste Verteidigungswall. Wenn der Feind dann übermächtig wurde, hat man sich hinter die Mauern der als Festung ausgebauten Kirche verzogen. Diese Wehrkirche war noch in den Anfängen der Restaurierung, aber es war schon jetzt deutlich, dass es eine sehr mächtige Verteidigungsanlage war
Und, dass vor allem auch die Kirche aus dem 13. Jahrhundert einmal sehr schön gewesen sein muss. Wir haben uns ein wenig umgesehen und sind dann die letzten paar Kilometer nach Sighisoara gefahren.
Hier haben wir ein sehr großes Apartment mit einem wunderbaren Badezimmer, einem riesigen Wohnraum und einer kleinen Küche. Man kann es hier aushalten! Aber jetzt sind wir erst mal ziemlich fertig von der langen Autofahrt und freuen uns nach den ganzen Bären-Begegnungen auf ein leckeres Abendessen und vor allem auf ein kaltes Bier.
Fazit: ein unglaublich schöner Tag. Das Fahren auf den leeren Straßen mit dem wirklich guten Auto war toll. Die Transfagarasan ist unvorstellbar schön und spannend zu fahren und die Bären (teilweise 2-3m entfernt vom Auto) und Störche waren das Sahnehäubchen. Und meine Frau, die meine Begeisterung geteilt hat. Und das Appartement. Und die Vorfreude auf die schöne Stadt, die wir morgen erobern werden. Und, und, und….
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