Gestern Nacht hat es hier Hunde und Katzen geregnet. Die Temperatur ist auch runtergegangen, so dass wir heute hier deutsches Wetter haben. Das bedeutet 15° und alles grau. Ab und zu regnet es auch ein wenig aber das kann uns nicht stören.
Wir sind gemütlich über Land gefahren und haben heute einen Einblick in den echten rumänischen Verkehr bekommen. Mehrere große Baustellen haben uns eine Menge Zeit gekostet auf dem Weg nach Bran.
Das Schloss des Fürsten der Finsternis!
Bran ist die Stadt, wo das Schloss steht, in dem Dracula einmal gewohnt haben sollen. Es ist natürlich reine Fiktion, aber das Schloss liegt sehr malerisch auf einem Berg und sieht von unten auch ein bisschen gruselig aus. Der Reiseführer rät aber, es nicht zu besuchen, weil es innen drin sehr langweilig ist.
Es gibt hier allerlei gruseliges!
Und so sehen wir uns lediglich den Touristenrummel an.
Rund um den Eingang zur Burg (Eintritt 70 Lei) sind ca. 60-70 Souvenirshops mit blutrünstigen T-Shirts, Schwertern, Äxten und anderem Dracula-Zubehör. Auch Werwolf-Devotionalien sind vertreten.
Aber man muss es mal gesehen haben!
Sehr nette Tasse mit dem Konterfei des Vampirs
Nächstes Ziel war Rosenau. Die Stadt ist bekannt von der großen Zitadelle, die immer schon von weitem auf dem Berg zu sehen ist. Schon im ersten Jahrhundert v. Chr. war hier eine befestigte Dakische Siedlung. Die Daker waren ein schriftloses Volk, daher weiß man so gut wie nichts über sie.
In Bulgarien gibt es einige Spuren von ihnen.
Sie war schon damals befestigt, wurde dann aber nach der römischen Eroberung verlassen. Sehr viel später, nämlich im 14. Jahrhundert wurde hier eine mittelalterliche Burg errichtet, das Bauwerk, das wir heute noch sehen können.
Zu Beginn des 16. Jahrhundert sind die meisten Bürger von Rosenau in die Festung umgezogen und haben dort circa 80 Häuser errichtet. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlor die Festung ihrer Verteidigungs- und Residenz-Rolle, die Bewohner sind wieder in das Rosenauer Ortsgebiet gezogen und die Burg ist dann leider verfallen.
Sie wird seit vielen Jahren restauriert, aber im Vergleich zu meinem letzten Besuch vor zwei Jahren kann ich nicht viel Fortschritt feststellen. Wahrscheinlich wie immer eine Frage des Geldes.
Beim letzten Mal bin ich mit einer Seilbahn hier hochgefahren, heute bin ich gelaufen. Fazit: Seilbahn war besser!
Daggi hatte sich allerdings in den letzten Tagen zwei dicke Blasen gelaufen und ist deshalb auch jetzt mit einem Karren hochgefahren, der von einem Trecker gezogen wurde.
Wir sind ja hier nicht weit von Brasov entfernt, und am Rand der Stadt kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit Bären, die die Mülltonnen plündern. Auch hier sind mehrere Schilder, die vor Bären warnen. Spannend!
Wir sind dann noch in das Dorf rein gefahren und haben in einem der netten Cafés noch etwas getrunken Bevor wir langsam wieder Richtung Brasov zurückgefahren sind.
Dino-Park in Rosenau
Auf dem Rückweg war der Verkehr deutlich angenehmer als am Vormittag und so waren wir schnell in der Stadt. Und dann wurde es unschön!
Ich griff in meine linke Hosentasche um den Hausschlüssel rauszuholen, danach in meine rechte Hosentasche. In den seitlichem Baggy-Taschen war nur meine Kamera und mein Telefon. Und auch in den Gesäßtaschen war kein Schlüssel zu finden.
Ich wiederholte die Prozedur circa 17 mal und fing an, die Inhalte der Taschen auf dem Boden auszubreiten. Daggi zeigt sich solidarisch und hat das Gleiche. Dann inspizierten wir das Auto, vorne, hinten und im Kofferraum: ohne Erfolg.
Ich hatte den Schlüssel verloren.
Hier in dem Apartment ist alles sehr neu und auch die Eingangstür ist sehr neu und als Sicherheitstür mit mehreren Zuhaltungen ausgestattet.
Ein Schlüsseldienst wäre wenig hilfreich gewesen.
Reumütig rief ich den Vermieter an, bekam aber keine Verbindung: der Teilnehmer ist momentan nicht zu erreichen!
Ich wiederholte das mehrmals: ohne Erfolg!
Langsam wurden wir nervös. Ich versuchte es über WhatsApp, da kann man an dem blauen Haken immer gut sehen ob die Nachricht übermittelt wurde!
Wurde sie nicht.
Unsere Laune ging tief in den Keller.
Nicht nur, daß wir nicht in die Wohnung kamen, wir erreichen auch den Vermieter nicht. Kontaktmöglichkeit gab es nur über Telefon oder über E-Mail. Wir versuchten im 3-Minuten Rhythmus anzurufen, aber ich sah auch immer schon an dem WhatsApp Status, dass das vergebene Mühe war.
Es ist nicht schön in einem fremden Land in einer fremden Stadt vor einem Apartment zu stehen und nicht reinzukommen.
Wir machten aus der Not eine Jugend und gingen erst mal zu der schwarzen Kirche und besichtigten sie. Sie ist auch schon sehr alt (14. Jahrhundert) und ein wichtiger Punkt in der Geschichte von Stadt und Land.
Es ist die erste protestantische Kirche und war ein Auslöser für die Verbreitung des Glaubens hier in Siebenbürgen. In der Kirche ist eine große Sammlung von osmanischer Teppichen, die alle knappe 1000 Jahre alt sind. Es ist ein sehr mächtiger Bau und er überragt alle anderen Häuser innerhalb der befestigten Stadt um ein Vielfaches.
Wir hatten natürlich nicht so den richtigen Spaß am Sightseeing, aber irgendwas mussten wir ja tun in der Hoffnung, dass sich der Vermieter meldet.
Schon ganz am Anfang war die Kommunikation mit ihm nicht einfach, weil er mir eingangs am Telefon sagte, es würde etwas dauern bis er mir die Zugangsdaten für die Wohnung schicken würde, weil sein Handy gerade leer sei.
Keine gute Voraussetzung für Kommunikation . War es jetzt auch wieder leer? Hatte er es irgendwo liegen gelassen? Diese Unsicherheit war sehr nervig!
Wir gingen dann noch zu den engsten Gasse Europas oder der Welt. Das ist tatsächlich eine sehr sehr schmale Gasse die zwischen den Häusern durchführt und die eine der Attraktionen von Brasov ist.
Als wir ankamen wurden dort gerade Aufnahmen von einem frisch getrauten Brautpaar gemacht. Wir machten natürlich auch die typischen Touristen-Aufnahmen. Danach fiel uns nichts besseres ein, als erst mal zu McDonald’s zu gehen, weil es auch noch angefangen hatte, zu regnen.
Dort harrten wir eine Weile aus, beschlossen dann aber, zurück zum Auto zu gehen um da vielleicht auch mal ein halbes Stündchen zu schlafen.
Ich bin auch tatsächlich eingenickt und durch das Schellen des Telefons aufgewacht. David, der Vermieter, war am Telefon. Er entschuldigte sich für die Nichterreichbarkeit und erklärte, dass er bis gerade im Flugzeug nach London gesessen habe. Er bedauerte, nicht in der Stadt zu sein, weil das die Hilfe natürlich schwerer machte. Aber er meinte, ich solle ihm ein paar Minuten Zeit geben, er wolle etwas arrangieren.
Jetzt stieg unsere Laune ein wenig, weil wir nun wenigstens den Kontakt hatten. Nach einer knappen Stunde schellte das Telefon dann wieder und es gab Entwarnung.
Ein Freund von Ihnen sei auf dem Weg zu uns mit dem Reserveschlüssel! Wir waren wieder unterwegs auf einem kleinen Spaziergang und beeilten uns nun, zurück zum Apartment zu kommen, wo dieser Freund schon auf uns wartete.
Ende gut alles gut!
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